Tess Gerritsen: Die Chirurgin

Wirklich atemlos habe ich dieses Buch zur Seite gelegt. Detailreich und plastisch zelebriert Gerritsen einen Handlungs-Plot, der seinesgleichen sucht. Nur dass auch dieser Roman nicht ohne Liebes-Happy-End auskommt, stört (mich) ein bisschen.

Die Ärztin Dr. Cordell wird Opfer eines Serienmörders und überlebt, weil sie ihn während der Tat erschießen kann. Zwei Jahre später beginnen Mordserien in Boston, wohin sich die Ärztin zurückgezogen hat. Diese Morde tragen erneut und eindeutig die Handschrift des "Chirurgen", den sie damals erschoss.

Wie ist das erklärbar? Wer ist der Chirurg?

Sehr plastisch wird in diesem Buch mit medizinischen Details gearbeitet, kein Wunder: Gerritsen ist Internistin. Immerwieder blendet sie kurz in die Gedanken des Täters ein, virtuos setzt sie die Auflösung Mosaikstein für Mosaikstein zusammen bis alles passt und Dr. Cordell eigentlich niemand mehr aus den Fängen des Chirurgen retten kann ....

Jane Rizzoli, Mitglied der mit dem Fall betrauten Mordkommission, hat sich als scheinbar unattraktive Frau in der Männerwelt immer benachteiligt gefühlt und beginnt ihre persönliche Jagd auf den Mörder. Daraus ergibt sich ebenfalls ein Spannungsbogen zwischen ihr und ihrem Polizei-Partner, der etwas mit Dr. Cordell angefangen hat.

Gerritsen lässt den Leser teilhaben, miträtseln und schlaflose Lesenächte verbringen. Ich habe sie jetzt für mich entdeckt und bin auf ihre anderen Bücher gespannt.

Vorteil: Spannend, tempo- und wendungsreich geschrieben. Psychologisch gut herausgearbeiteter Täter. Spannung auch im Verhältnis der sehr gut beschriebenen Akteure untereinander.

Nachteil: Ich warte noch auf den Roman ohne Liebesgeschichte mit Happy End, dieser ist es wieder nicht.